Einiges zur Mühlentechnik  

 

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einige Begriffe und Beschreibungen zum Thema Mühlenwesen anbieten.

Kunstmühle

Der Begriff "Kunstmühle" ist zunächst irreführend und hat nichts mit der Bildenden Kunst zu tun. Der Ausdruck stammt vielmehr aus der Phase der Technisierung der Mühlen seit der Mitte des 19. Jh. Mit der Umstellung des Mahlverfahrens vom klassischen Mahlgang auf den Walzenstuhl und dem Einsatz von Sichtmaschinen war die Gewinnung größerer Mengen feinerer und hellerer Mehle möglich. Zugleich wurde damit auch die Epoche der feinen Backwaren eingeleitet. Zuvor war das Getreide auf bzw. mit Steinen gemahlen worden - mit Mühlsteinen. Die Mühlsteine wurden dann durch Mahlwalzen aus Eisen oder Stahl ersetzt. Die Stahlwalzenmüller waren also Kunstmüller in dem Sinne, als dass die Mahlwalze ein künstlich erzeugtes Produkt ist, im Gegensatz zu den Mühlsteinen, die ja nätürlichen Ursprungs sind.

Läuferstein

Oberer beweglicher Mahlstein mit einem Durchmesser von 80-120cm und einer Stärke von 15-20cm; kann etwa 150 Kg wiegen, meist aus Konglomerat, Quarz oder Sandstein.

Lohmühle (Gerber)

Damit das Leder schön und geschmeidig wurde, musste man Säure aus der Rinde von Eichen und Tannen gewinnen; diese Rinde wurde Lohe genannt. Die Säure wurde aus der Rinde gestampft. Das Stampfen wird im folgenden näher beschrieben:
"Der Stampfer einer Lohmühle war unten scharf beschuhet und beschlagen, damit sie jene Rinde gleichsam zerhacken. Der eiserne Schuh unter jedem Stampfer besteht aus vier Schneidschenkeln, welche sich unter rechten Winkeln durchkreuzen. Sie laufen an ihrer Vereinigungsstelle in der Mitte unter dem Stampferfuß in einer Spitze zusammen. Diese Spitze schlägt die Rinde erst durch und dann brechen die Schneideschenkel sie. Die Stampfer selbst müssen immer senkrecht in die Grube niederfallen; sie werden aber von Mitte des Grubenstockes um ¾ ihrer Stärke zurückgesetzt, damit die Gruben für das Hineinwerfen der Rinde mehr Raum bekommen. Nur auf zwei Seiten brauchen die Gruben gewölbt zu sein, die beiden anderen bleiben eben und können auch nach unten etwas schräg anlaufen, damit die gestoßenen Rinden sich unter den Stampfen stets zusammenhalten und eben deswegen schneller zerstoßen werden." Nachdem die Säure aus der Rinde gewonnen wurde, hat man das Leder in ein solches Säurebad gelegt, um die übriggebliebenen Fleischstückchen zu entfernen. Nebenbei wurde das Leder schön weich und geschmeidig

In Freiburg wird die Lohmühle der Gerberzunft zum Roßbaum bereits 1477 in der Zunftordnung erwähnt. Danach hatte ein spezieller Lohmüller oder "bluweler" den Betrieb unter sich. Die Benützung war den einzelnen Gerbermeistern nicht willkürlich, sondern nur in einer besonderen Reihenfolge gestattet. Ebenso bestand für die Menge der gestampften Lohe Beschränkungen.Im Schnitt sollte jeder Rotgerber im Jahr nicht mehr als 40 Malter Rinden stossen lassen. Für jedes gestossene Malter musste der Zunft 10 Pfennige und dem Knecht 4 Pfennige bezahlt werden. Außerdem erhielt der Lohmüller von jedem Meister 1 Pfund Wachs, die bei Nachtarbeit zur Beleuchtung verwendet wurden. Für das Hacken der Rinden hatte jeder Meister einen Knecht zu stellen. Beaufsichtigt wurde der Betrieb von zwei "Bluwlmeistern", die aus der Mitte der Gerberzunft gewählt wurden. Die Lohmühle bestand bis 1906. Dort wurde sie abgerissen und in die gegenüberliegenden Pappendeckelfabrik integriert.

Ölmühle (Öler)

Der Vorgang des "Ölschlagens" geschah in folgenden vier Schritten:
1. Zerkleinerung des ölhaltigen Saatgutes
2. Auspressen des Öles durch Kaltschlag
3. Zerkleinerung und Erwärmung der Ölkuchen
4. Auspressen der erwärmten Masse

Zu 1 : Die ölhaltige Saat wird durch Stampfen zerkleinert . Dadurch werden die ölhaltigen Kerne freigelegt und danach wird diese Quetschmasse durch Trichter aus Kuhschwanzhaaren gefüllt.
Zu 2 : Diese ungefähr 15 cm dicke Breibeutel kamen zwischen hölzerne oder (und) eiserne Preßscheiben und wurden (je nach Gewicht der Stempel) mit 20 bis 40 Schlägen auf ca. 4 cm mit einem Druck von 300 atü zusammengepreßt.
Zu 3 : Die harten Ölkuchen wurden nun erneut unter die Zerkleinerungsstampfen gelegt. Jetzt wurden die zerkleinerten ölkuchen in flachen Pfannen unter ständigem Rühren erhitzt und erneut gepreßt.
Zu 4 : Das Öl lief durch öffnungen im Preßbaum in die darunter gestellte Pfanne.

Plansichter

Siebmaschine zum Aussieben des Mehles in der Mühle. Eine Vielzahl waagrecht übereinanderliegender Siebe wird in eine kreisende Bewegung versetzt. Damit kann das Vermahlungsprodukt in mehrere Fraktionen, nach der Größe, eingeordnet werden und wieder der speziell geeigneten Vermahlung zugeführt werden. Mehlsiebe haben eine Maschenweite unter 150 Micro - früher wurde dazu Naturseide verwendet.

Steherstein

Unterer Mahlstein, der fest verankert ist und ca. 350kg wiegt. Er weißt eine Stärke von 50cm auf und hat einen Durchmesser von 90-150cm.

Turbine

Nachfolger der uns bekannten Wasserräder. Während bei Wasserrädern die Beauschlagung mit Wassers entweder von oben (oberschlächtige) in der Mitte (mittelschlächtig) oder von unten (unterschlächtig) erfolgt, wird das Laufrad der Turbine von allen Seiten mit Wasser umspült, das Rad sitzt also im Wasser. Dadurch wird die Ausnutzung der Wasserkraft und damit der Wirkungsgrad gegenüber Wasserrädern erhöht. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurden deshalb auch die Wasserräder  zunehmend durch Turbinen ausgewechselt.

Walzenstuhl

Nachfolger des aus vielen Märchen bekannten Mahlganges. Eingeführt im ausgehenden 19. Jahrhundert (Kunstmühle) wird das Getreide zwischen zwei verschieden schnell drehenden Stahlwalzen mit einer Riffelung an der Oberfläche zermahlen. Die Riffelung wird an das jeweilige Mahlgut angepasst. Im Gegensatz zum Reibeeffekt der Steinmahlgänge tritt im Walzenstuhl eine zusätzliche Schneidewirkung auf. Dadurch kann die Schale besser vom Mehlkern getrennt werden und eine gezielte Zerkleinerung wird erreicht.

Wendelbaum = Wellbaum

Kräftige hölzerne Achse des Wasserrades.

Zarge

Holzverkleidung der beiden Mahlsteine; sollte ein Verstauben des Mehls während des Mahlvorgangs verhindern.